Sportsfreund Lötzsch
Regie: Sandra Prechtel, Sascha Hilpert, BRD 2007, 85 min, FSK o. A.
„Sportsfreund" Wolfgang Lötzsch, Radsportler aus Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), fällt auf Grund seiner kritischen Haltung Staat und Partei gegenüber in den 70er Jahren in Ungnade und wird aus dem Fördersystem Hochleistungssport ausgeschlossen. Lötzsch aber trainiert auf eigene Faust weiter. Im Leipziger Amateursport findet er einen Unterstützer, der seine Karriere für ihn opfert. Eine treue Fanschar feuert ihn an, wenn er als unerwünschter Außenseiter bei Rennen antritt und stets gewinnt. Der operative Vorgang "Speiche" wird erst zu den Akten gelegt, als Lötzsch nach Gefängnisaufenthalt und zermürbenden Jahren des einsamen Trainings schließlich klein beigibt - zumindest in den Augen der Oberen. Aus der Sicht der Beteiligten, Trainer, Ex-Frauen, Stasi-Major, setzt sich Stück für Stück eine Geschichte zusammen, in der es weder Schwarz noch Weiß, Gut noch Böse gibt. Der Held wird vor allem in Bildern aus seinem Alltag als Mensch mit Widersprüchen dargestellt, ein Besessener, der nichts Anderes wollte als Rad fahren. Jeder, der hier spricht, hatte vielfältige Motive für sein Handeln. Der Film macht deutlich, wie abseits der großen Politik ein erbitterter Kampf um symbolisches Kapital stattfand. Über die Begriffe Widerstand und Anpassung wird man noch lange nachdenken müssen. (Festivalkatalog DOK Leipzig 2007)