Guaraní

Guaraní
© Media Luna New Films
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Guaraní

Regie: Luis Zorraquín, Argentinien/Paraguay 2015, 85 min, OmeU (Guaraní, Spanisch), keine FSK


Am Ufer des Rio Paraná in Paraguay lebt der alte Fischer Atilio zusammen mit seiner Familie und damit umgeben von Frauen und Mädchen, die sich darum bemühen ein bescheidenes Auskommen zu sichern. Auch seine 14-jährige Enkelin Iara hilft tatkräftig mit. Sie ist gut in der Schule und entwickelt moderne Ansichten. Hingegen führt sich Atilio als Patriarch auf, der sich sorgt, ohne männlichen Nachwuchs sein kulturelles Erbe als Guaraní-Familienoberhaupt nicht weitergeben zu können. Als er erfährt, dass seine Tochter Helena, die in Buenos Aires arbeitet, um der Familie etwas Geld schicken zu können, einen Sohn erwartet, begibt er sich kurzerhand mit seiner Enkelin auf die Überfahrt in die große Stadt. Während die Weltbilder der beiden ungleichen Familienmitglieder aufeinanderprallen, finden sie zugleich einen Weg einander zu verstehen und sich gemeinsam zu behaupten.

Kulturelle Differenz trennt längst nicht nur AnhängerInnen verschiedener Ethnien, sondern auch Generationen mit ihren unterschiedlichen Lebensstilen. Die Fragen, wer man ist und wie man die eigene indigene Identität in einer sich ändernden Welt  bewahren kann, werden daher immer auch innerhalb der Familie ausgehandelt. Guaraní erzählt davon sehr einfühlsam und stimmungsvoll. Der Film beinhaltet Elemente des Road Movies und des Coming of Age Films und entfaltet dabei eine malerische Kulisse der Landschaft entlang des Flusses Paraná. Viele ParaguayerInnen migrieren nach Buenos Aires auf der Suche nach einem besseren Auskommen.

Guaraní bringt ihre Geschichte auf die Leinwand und erzählt vom Bewahren der eigenen kulturellen Identität, während das Leben in der großen Stadt längst Sehnsucht und Notwendigkeit geworden ist.

Obwohl nur etwa 1 Prozent der Bevölkerung in Paraguay offiziell der Ethnie der Guaraní zugeordnet werden, hat ein weitaus größerer Anteil Guaraní-Vorfahren und ihre Sprache wird von rund 80 Prozent der Bevölkerung gesprochen. Der Film verwendet fast ausschließlich die Sprache Guaraní – in ihren Varianten. Das Guaraní vom Fischer Atilio unterscheidet sich von dem der nicht-indigenen GesprächspartnerInnen.

Die noch gut 280.000 Menschen umfassende Ethnie kämpft um ihre Selbstbestimmung, da sie droht, in die Alltagskultur Paraguays assimiliert zu werden. Sowohl die Währung des Landes als auch die Fußballnationalmannschaft, zumindest bei ihrem Spitznamen, werden zum Beispiel »Guaraní« genannt. Währenddessen kämpfen die Guaraní ums Überleben,  was der Film Birdwatchers, der im Rahmen der Tage des Indigenen Films am Sonntag, dem 22. November um 20.00 Uhr im li.wu. gezeigt wird, thematisch weiter vertieft. 

Guaraní ist der erste Langspielfilm von dem in Buenos Aires geborenen Filmemacher Luis Zorraquín und wurde vielfach auf Festivals in Südamerika und Europa ausgezeichnet.