Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach
Regie: Roy Andersson, Schweden/Norw./Fkr./BRD 2014, 100 min, DF und OmU (Schwedisch), FSK 12
Zwei traurige Gestalten stolpern in Roy Anderssons neuem Film immer wieder durchs Bild. Der weinerliche Jonathan (Holger Andersson) und der herrische Sam (Nils Westblom) sind zwei erfolglose Handelsvertreter, die den Menschen mit Vampirzähnen und Lachsäcken Freude bringen möchten. Allerdings werden sie ihre Waren entweder nicht los, oder die Kunden zahlen nicht. Zu ihnen gesellen sich viele andere Gestalten: Eine Tanzlehrerin ist hoffnungslos in einen ihrer Schüler verliebt, ein alter Mann in der Kneipe klagt über seine Einsamkeit, und König Karl VII. bestellt sich, bevor er in die Schlacht zieht, noch schnell in einer Vorstadtkneipe ein Wasser. Die einzelnen Episoden unterscheiden sich in Tonalität, Aufwand und Länge. Sie reichen von kurzen, sketchartigen Miniaturen bis zu – wie in den Szenen mit Karl VII – aufwändig choreografierten Massenaufmärschen. Der typische Andersson-Stil aber ist ihnen allen gleich: die Kamera ist starr, die Einstellungsgröße immer eine Totale mit großer Tiefenschärfe, und Andersson schneidet nie. Es sei denn, um zur nächsten Szene zu gelangen. Komik als reine Unterhaltung ist Anderssons Sache nicht. Eher Komik, die zu Reflektion und Erkenntnisgewinn einlädt. Existenzialistischer Humor also. Typisch skandinavisch, klar. Aber es gibt auch wirklich was zu Lachen, und sei es über die zuweilen traurige Sinnlosigkeit des Alltags. Venedig 2014: Goldener Löwe