River Road
Regie: Li Ruijun, China 2014, 103 min, OmeU, keine FSK
Filmreihe: Tage des indigenen Films
Im Nordwesten Chinas, südlich der Mongolei, liegt die Provinz Gansu. Hier begann einst die antike Seidenstraße. Heute leben die beiden Brüder Bartel und Adikeer hier das Jahr über in der Stadt, während ihr Vater in der Hochebene Schafe hütet. Doch in diesem Sommer holt er sie nicht wie gewohnt ab. Als ihr Großvater plötzlich stirbt, begeben sie sich auf die Rücken ihrer Kamele und folgen einem ausgetrockneten Flussbett, um draußen in der Wüste ihren Vater zu suchen.
RIVER ROAD porträtiert die Rivalität der beiden Geschwister untereinander und zeigt die beeindruckenden Landschaften, die die beiden durchreisen. Der Film thematisiert dabei die Beziehung der Menschen zu dem Land, das sie umgibt, und dessen Einfluss auf die Familienstrukturen. Es wird deutlich, wie die lokalen Auswirkungen der Globalisierung und des Klimawandel die Grundlagen der nomadischen Lebensweise in Gansu bedrohen.
Aus der Perspektive der Jungen werden Einblicke in die gegenwärtige Lebenssituation der Yuguren möglich, einer der kleinsten ethnischen Minderheiten Chinas. Die Kinder sprechen Yohur, eine Turksprache mit aktuell rund 4.600 MuttersprachlerInnen. Die beiden jungen Hauptdarsteller lernten mit Hilfe von Audioaufnahmen älterer Yuguren ihre Texte ein, was verdeutlicht, dass die Zahl der aktiven SprecherInnen von Generation zu Generation geringer geworden ist.
Der junge Filmemacher Li Ruijun kommt selbst aus Gansu. Ihm zufolge werden die kulturellen Eigenarten der Yuguren in seiner Heimatprovinz seltener wahrnehmbar, da sie sich zunehmend in der chinesischen Mehrheitsgesellschaft auflösten. RIVER ROAD erhielt große internationale Aufmerksamkeit durch Erfolge auf Film-Festivals in Tokio, Hongkong, Berlin und Colombo. Er erreichte dennoch kein großes Publikum in China, da viele Kinos zögerten, den für den dortigen Markt ungewöhnlichen Film in ihr Programm aufzunehmen.