Tony Takitani
Regie: Jun Ichikawa, Japan 2005, 75 min, DF, FSK o. A.
Tony Takitani war seit seiner Kindheit ein Einzelgänger. Es scheint seine Bestimmung; ohne Mutter aufgewachsen, bleibt er ein stilles Kind, studierte später Malerei und arbeitet anschließend recht erfolgreich als Zeichner für technische Illustrationen. Erst im mittleren Alter begegnet er der Liebe: Die 15 Jahre jüngere Eiko geht auf Tonys Werben ein. Ihre ausgewählt exklusive Kleidung hatte ihn als erstes fasziniert, bis beide ihre Wesensverwandtschaft feststellen. Eher erstaunt bemerkt Tony nach der Heirat, dass sich Eikos Hang zur neuesten Designermode in eine Obsession steigert. Sein vorsichtiger Einwand trifft zwar bei Eiko auf Verständnis, führt aber letztlich zu einer schicksalhaften Wendung. Regisseur Jun Ichikawa hat sich einer Erzählung des bedeutenden japanischen Schriftstellers Haruki Murakami angenommen, sie aber weniger im klassischen Sinne verfilmt, als mit filmischen Mitteln auf die Leinwand übertragen. Der Text wird in weiten Passagen aus dem Off gelesen, springt immer wieder in den Filmdialog. Die Figuren agieren in ausgefeilten Bildkompositionen, die die Kamera oft in steten Links-Rechts-Bewegungen abfährt. Der so entstehende ruhige Fluss zieht den Zuschauer zwar nicht emotional in die Handlung, schafft aber die Atmosphäre für eine genussvoll ästhetische Betrachtung. Ein Kunstfilm im besten Sinne des Wortes.