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In My Blood It Runs

In My Blood It Runs
© Closer Productions
© Closer Productions

In My Blood It Runs

Regie: Maya Newell, Australien 2020, 90 min, OmeU (Arrerte/Englisch), keine FSK


Filmreihe: Tage des indigenen Films

Dujuan Hoosan ist 10 Jahre alt. Er spricht 3 Sprachen, praktiziert traditionelle Heilmethoden der Arrernte-Aborigine und setzt sich für soziale Gerechtigkeit ein. Man könnte in ihm ein besonders begabtes Kind sehen. Doch behandelt wird er wie ein Versager, der in der Schule nicht die nötige Leistung erbringt und bereits jetzt mit einem Bein im Gefängnis steht. In den Augen seiner weißen LehrerInnen fällt er vor allem durch Ungehorsam auf. Er wird zum Problem erklärt, während sie ihre weiße Version der Kolonialgeschichte predigen und ihn darstellen, als wäre er der Vertreter einer rückständigen Gruppe, die an komische Dinge glauben würde.

Dujuan Hoosan ist keine Filmfigur, sondern ein echter Junge, dessen Lebenssituation in der Dokumentation In My Blood It Runs geschildert wird – aus der Sicht von ihm selbst und seiner Familie, die als Co-RegisseurInnen mitbestimmen, wie ihre Geschichte erzählt wird. Dabei spielt Dujuans Alter keine Rolle. Auch als Kind ist er ein Experte, nicht nur über sein Leben, sondern auch über die Rolle der Aborigine in der australischen Gesellschaft. »In my blood it runs« sind seine Worte, mit denen er erklärt, wie er die Geschichte der Aborigine verkörpert und in sich trägt. 

In My Blood It Runs ist nicht nur ein Dokumentarfilm, sondern eine politische Kampagne, die den Anspruch hat, gegen die Ungerechtigkeit, die Aborigine-Familien erfahren, anzugehen. Die am Film Beteiligten und allen voran Dujuan haben klare Forderungen: Sie treten für Schulen ein, in denen die indigenen Muttersprachen des Landes gesprochen und unterrichtet und die von Menschen aus den eigenen Communities geleitet werden. Das Alter der Strafmündigkeit in Australien soll von 10 Jahren auf 14 Jahren angehoben werden. Um auffällige Jugendliche zu erreichen, solle nicht Bestrafung im Vordergrund stehen, stattdessen wüssten die indigenen Gemeinschaften selbst, was am besten für ihre Kinder ist. Die Jugendgefängnisse spiegeln den strukturellen Rassismus des Landes wider, ihre Insassen im Kindesalter sind zu fast 100 Prozent Indigene. An das Publikum wird von den MacherInnen appelliert, miteinander über ihre Erfahrungen mit Rassismus ins Gespräch zu kommen, sich über Kolonialgeschichte und Forderungen nach einem selbstbestimmten Bildungssystem für Indigene zu informieren. Die australischen ZuschauerInnen sollen ihren politischen VertreterInnen schreiben, dass sie sich für Veränderungen im Justizsystem einsetzen. Letztes Jahr hat Dujuan Hoosan über die Missstände in den australischen Jugendgefängnissen vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen gesprochen und gebeten, Druck auf die australische Regierung auszuüben.

Der Film wurde in Mparntwe (Alice Springs) unter fortlaufender Beratung von Ältesten der Arrernte-Aborigine gedreht. Die Filmemacherin Maya Newell dreht seit Jahren zusammen mit Vertretern und NGOs der Arrernte Filme und lernte dabei die Familie Hoosan kennen. Im Cinéma vérité Stil thematisiert der Film die Beziehungen zwischen Gefilmten und FilmemacherInnen und stellt ihre Interaktion in den Vordergrund, statt sie zu vertuschen. Vielmehr wird der Versuch unternommen, diese Trennung aufzulösen.