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Nachruf: Max von Sydow

Max von Sydow © Studiocanal

Nachruf: Max von Sydow


veröffentlicht: 17.03. 2020
Schlagwörter: Nachruf


Am 8. März verstarb Max von Sydow im Alter von 90 Jahren. Das »Kennenlernen« mit ihm war in meiner Jugend natürlich sein Auftritt als Pater Merrin in »Der Exorzist« von 1973, den ich auf DVD sah. Die Maske, die von Sydow damals trug, ist mir nie bewusst aufgefallen. Ich hielt ihn für diesen alten, äußerst erfahrenen Mann. In seiner stoischen Ruhe lag für mich aber eine ungeheure Kraft, eine Ausstrahlung, die seinesgleichen sucht.

Im Zuge meiner Entdeckungen quer durch die Filmgeschichte in den letzten fast 20 Jahren begegnete ich dem in Lund geborenen groß gewachsenen Namensvetter zumeist in Nebenrollen: als König Osric in »Conan, der Barbar« von John Milius oder als Doktor Kynes in »Dune« von David Lynch, in Steven Spielbergs »Minority Report« und in Martin Scorseses »Shutter Island« oder zuletzt in der TV-Serie »Game of Thrones«.

Seinen bleibenden Eindruck hinterlässt von Sydow bei mir jedoch vor allem mit seinen frühen Rollen. Viele Filme hat er mit Ingmar Bergman gedreht, in »Das siebente Siegel« von 1957 spielt er das vielleicht bekannteste Schachduell der Filmgeschichte – gegen den Tod. Als Ritter Block ist der hünenhafte Schauspieler mit seiner sonoren Stimme ungemein überzeugend und wirkt gegenüber dem Tod mindestens ebenbürtig in der spielerischen Auseinandersetzung.

Wirklich umgehauen hat mich von Sydows Darstellung in »Die Jungfrauenquelle« von 1960 als Vater Töre, der sich auf die Suche nach seiner Tochter macht. Auch er haut hier ordentlich um, zunächst eine junge Birke. Dieser Moment (bei YouTube zu sehen) ist zwar auch großartig inszeniert, aber ich glaube, dass nur Max von Sydow mit seinem Spiel, seinem Körper dieser Szene diese Kraft verleihen konnte. Und wenn er dann im Finale des Films seine große Schauspielszene bekommt, da zeigt Bergman nicht etwa des Gesicht des Mimen, sondern filmt ihn aus einiger Distanz und mit dem Rücken zur Kamera. Die Kraft des Schauspiels drückt trotzdem über das Bild hinaus auf den Zuschauer.

Das ist bei aller Trauer um das Ableben auch das Tröstende bei diesem Schauspieler: Zu wissen, dass er gegangen ist, jedoch so viele Auftritte hinterlassen hat, die es (wieder) zu entdecken gibt.
Max Roth

Bildrechte: Studiocanal