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Poppie Nongena

Poppie Nongena
© Media Move
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Poppie Nongena

Regie: Christiaan Olwagen, Südafrika 2019, OmeU (Afrikaans), 106 min, keine FSK


Filmreihe: Tage des indigenen Films

Aufstände gegen das Apartheidsregime Südafrikas prägen Kapstadt im Jahr 1976. Poppie Nongena verdient als Haushälterin einer reichen weißen Familie den Lebensunterhalt für sich, ihren kranken Mann und ihre Kinder. Sie ist in Kapstadt geboren, muss aber regelmäßig fürchten, dass ihr ihre Aufenthaltserlaubnis entzogen und sie gezwungen wird die Stadt zu verlassen. Eine Woche vor Weihnachten wird sie tatsächlich zur Ausreise aufgefordert. Sie versucht, was sie kann, doch scheint der Kampf gegen die Bürokratie aussichtslos. Poppie will ihre Familie, die durch politische, religiöse und sprachliche Differenzen zu zerfallen droht, im Township zusammenhalten. Die Generationenkonflikte vertiefen sich durch die Zuspitzung der politischen Lage, die bald das Leben von Poppies Familie bedroht.

Der Film basiert auf dem 1980 erschienenen Roman »Der lange Weg der Poppie Nongena« von Elsa Joubert, der in 13 Sprachen übersetzt wurde. Die Autorin erzählt darin die Lebensgeschichte einer Frau, die sie tatsächlich in Kapstadt kennenlernte, und stellt dabei heraus, wie Kolonialismus, Migration und Religion ihr Leben prägten. Elsa Joubert verstarb letztes Jahr mit 97 Jahren. In Absprache mit der Autorin fokussierte sich der Filmemacher Christiaan Olwagen auf die Woche, in der sich das Schicksal der Familie Nongena entscheidet. Das starke Schauspiel der Hauptdarstellerin Clementine Mosimane vermittelt Schmerz und Trauer einer Mutter, die nicht mehr weiter weiß, aber weiter gehen muss. Die Kamera unterstreicht die Enge der Wohnverhältnisse in den Townships im Gegensatz zu den geräumigen Häusern der Weißen, in denen ein dekadenter Lebensstil gepflegt wird, der auf der aufopfernden Arbeit von schwarzen Hausangestellten beruht. Filmtropen werden spielerisch aufgegriffen und reflektiert.

Die Deportationen basierten auf dem Bantu Homeland Citizenship Act des Apartheidregimes von 1970. Der Schwarzen Bevölkerung wurde das Aufenthaltsrecht im eigenen Land entzogen und sie wurde zur Umsiedlung in eines der sogenannten Homelands gezwungen. Diese waren abgelegene Gebiete fernab der Hauptstadt, die einzelnen Bevölkerungsgruppen zugeordnet wurden. Das Apartheidsregime wollte so die Schwarze Bevölkerungsmehrheit in Südafrika und vor allem in Kapstadt verringern. Die Homelands besaßen vordergründig eine Selbstverwaltung, unterstanden de facto aber der südafrikanischen Regierung.

Die im Film aufgegriffenen Aufstände von Schüler*innen begannen 1975 in Soweto, nachdem sich die strukturelle Diskriminierung Schwarzer im Schulsystem verschärfte. In Schulen für Schwarze war geregelt, dass nur ein geringer Teil des Unterrichts in Afrikaans und Englisch abgehalten werden darf, die Abschlussprüfungen mussten ab diesem Zeitpunkt aber in diesen Sprachen stattfinden. Ein Unterrichtsboykott weitete sich auf das ganze Land aus. Im Laufe der Proteste, die bis 1978 anhielten, wurden zwischen 575 und 1000 Aktivist*innen ermordet. Die Entwicklungen destabilisierten das Apartheidssystem, das sich trotzdem bis 1994 behaupten konnte.