Vortrag: Ökonomische Kosmo-Materialitäten des Amazonas: Kawsak Sacha – der lebendige Wald
Referentin: Jenny García Ruales
Das Konzept des Kawsak Sacha, des lebendigen Waldes, bildet die Grundlage für das Leben und die Wirtschaft der Indigenen Gesellschaft Sarayaku im ecuadorianischen Amazonasgebiet. Dieser Wald ist ein lebendiges Wesen mit Bewusstsein und Rechten. Er umfasst Flüsse, Seen, Sümpfe, Berge sowie die Wesen der mineralischen, tierischen, pflanzlichen, kosmischen, spirituellen und menschlichen Welt, die alles Leben ermöglichen. Diese ökonomische Kosmo-Materialität spiegelt sich in vielfältigen Beziehungen, Rechten und Indigenen Wissensformen wider und lässt sich als »moralische« und »politische Ökonomie« des Lebens beschreiben. Sie spiegelt sich in kollektiven Praktiken wider – etwa in der Chacra (rotierende Anbaufläche), der Maniok-Minga (gemeinsame Arbeit) oder bei Festen wie dem Jagdfestival.
Gleichzeitig steht diese Waldökonomie in ständigem Austausch und in Spannung mit der Logik des ecuadorianischen Nationalstaats sowie mit globalen extraktivistischen Systemen und den natürlichen planetarischen Grenzen. Darin offenbart sich eine umfassende und wandelbare ökonomische Kosmo-Materialität – die immer wieder neu gedeutet und gelebt wird.