
Workshop: Decentering BIPoC – Warum der neumodische Begriff »Black, Indigenous und People of Color« problematisch ist
Workshop mit Dr. Kien Nghi Ha, Universität Tübingen
Filmreihe: Tage des indigenen Films
Ausgehend von einem shout out-Tweet in der Schwarzen, queeren, sex positive Community in Toronto aus dem Jahre 2013 hat sich im Sommer 2020 international in vielen anti-rassistischen Zusammenhängen, aber teilweise auch darüber hinaus, die Redeweise BIPoC bzw. BPoC für rassistisch markierte Menschen eingebürgert. Ausgehend vor einer Kritik des People of Color-Begriffs, der Schwarze und Indigene Geschichte und Betroffenheiten unsichtbar machen würde, behauptet der BIPoC-Ansatz eine solidarischere und emanzipatorischere Politik zu verfolgen.
Vor dem Hintergrund dieser aktuellen Entwicklung arbeitet der Vortrag die Geschichte des People of Color-Begriffs im Kontext Schwarzer Emanzipationsbewegungen in den 1960er Jahren in den USA heraus und diskutiert kritisch die Grundlagen und Perspektiven des BIPoC-Ansatzes. Im Ergebnis kommt Dr. Ha zu der Einschätzung, dass der BIPoC-Ansatz im Zuge der globalen Black Lives Matter-Bewegung vor allem eine Perspektiv- und Machtverschiebung in vielen antirassistischen Zusammenhängen ausdrückt, aber weder sonderlich emanzipatorisch noch solidarisch ist. Denn durch das Hervorheben von bestimmten historischen Gruppenerfahrungen als »besonders« wird eine Wertigkeit und Rangfolge rassistisch unterdrückter Communities vorgegeben. Es ist eine Politik, die auf der Basis von Opferhierarchien operiert und die bereits existierenden Probleme der Zentrierung, Hierarchisierung und Un/Sichtbarmachung innerhalb marginalisierter Räume nochmals deutlich verschärft.